Zeichnungen 2015
Im Winter 2015/16 verbrachte Dörthe Bäumer ein Arbeitsstipendium in Saint Louis, Senegal, in einem internationalen Künstlerhaus. Alltagsszenen, Unterwelt und Götterkult – es sind kleine Momente, die die Künstlerin zunächst in Skizzen festhält und später dann zu Papier bringt. Springender Punkt blieb dabei immer der Wunsch, die inneren Räume von Menschen zu finden, in denen sich ihre Stärken und Schwächen, Sehnsüchte und Wünsche verbergen und manchmal auch nach außen spiegeln. In der kleinformatigen Serie „Les secrets de la résidence“ verwendet Dörthe Bäumer lokale Tageszeitungen als Bildträger für ihre Zeichnungen. Die Porträts, die darauf entstanden, sind teilweise reduziert linear, teilweise farbenprächtig untermalt. Scheinbar alltägliche Szenen – beispielsweise eine Fischverkäuferin auf dem Basar, eine Gruppe bunt gekleideter Menschen oder ein Mann mit Vogelkäfigen –, sie alle reichen weit unter die Oberfläche des ersten Blicks und zeigen die intensive Auseinandersetzung mit der fremden Kultur.
Diese seriell angelegte Reihe über die Menschen Afrikas wird die Künstlerin bei ihren nächsten Reisen fortsetzen. Dabei wird sie der Fragestellung nachgehen, inwieweit sich ein lokaler Kontext in Personen und Handlungen einschreibt und ob ihr eigener Wechsel des Ortes in den Arbeiten für Außenstehende erkennbar ist.
Anna Wondrak
Auszug Katalogtext „Dörthe Bäumer, Arbeiten 2013-2016“
